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Firne Sitte Selbstverständnis

Selbstverständnis:
Was versteht man unter der Firnen Sitte (Firner Situ, Forn Siðr) ?

Urknall


Einst war das Alter jung.
und alles war noch leer.
Gar nichts gab´s am Allursprung
weder Geest noch Meer.

Kein Wesen währte
auf weiter Welt.
Nicht Gras noch Gerte
ergrünte im Feld.

Ginnungagap gab es.
gähnendes Nicht,
Ein Urteilchen war es
ähnlich dem Licht.

Der Urknall erklang.
Krach in der Stille,
Dehnung und Drang,
doch ohne Wille,

Am grollenden Grat,
gering wurde groß.
Aus Winzigem ward
des Weltalls Schoß.

Der Begriff Firne Sitte setzt sich zusammen aus dem Adjektiv firn was soviel wie „zeitlich fern“ oder auch „alt“ bedeutet und Sitte, was im allgemeinen ein gängiger Begriff für den auf Tradition und Gewohnheit beruhenden, durch moralische Werte, Regeln und Normen bedingte übliche Wertekanon ist. Das Adjektiv firn findet im Mittelhochdeutschen noch weitläufige Verwendung. Sein Gebrauch ist jedoch im Neuhochdeutschen nur noch stark eingeschränkt auf die Bedeutung „letztjährig“ (z.B. bei Wein und Getreide) und bleibt heute eigentlich nur noch als Bestandteil von Fachbegriffen im Gebrauch (firner, d.h. alter Wein oder substantiviert Firn „vorjähriger Schnee“). Jakob Grimm sieht aber noch im mittelhochdeutschen Gebrauch von firn im Vergleich zum bloßem alt eine Bedeutung von erfahren und klug. Der Begriff Sitte findet seine Entsprechung im Griechischem ethos, im Sinne von traditionellem Recht oder Lebensweise.

Die Firne Sitte heißt also nicht firn weil sie alt oder gar veraltet ist, sondern weil sie ihren Ursprung weit zurück in der Vergangenheit hat. Diese Vergangenheit sei unsere Kindheit, die Zeit unserer Großeltern, die Epoche der Romantik, das Frühmittelalter, die Bronzezeit, die Jungsteinzeit oder der Anbeginn der Menschheit oder gar des Weltenalles selbst. Besser gesagt sie hat Ihren Ursprung in der mythischen Zeit, der Sagazeit, der Zeit aus der all jenen Legenden stammen, die man sich erzählt, und ist, wie ein guter Firnewein, über und durch die Zeiten gereift. Hat Altes abgestoßen und Neues aufgesogen. Hat ihr Kleid gewechselt und wieder und wieder neues Schuwerk bekommen. Doch in ihrem Herzen hat sie immer ihren eigenen Funken am Leben gehalten. Die Firne Sitte ist ein durch Erfahrung und Überlegung geprägter Ethos.

Den Begriff der Firnen Sitte findet man bereits im altnordischen Schrifttum in der Form „Forn Siðr“ als überlieferter Begriff, der zusammen mit Heiðinn siðr (Heidnische Sitte) den Begriffen inn nýi siðr (Die neue Sitte) und Kristinn siðr (christliche Sitte) gegenübergestellt wird. Manchmal gebraucht man auch die althochdeutsche Lenübersetzung Firner Situ (dher firni Situ) oder im Bereich des Angelsächsischen Fyrn Sidu. Wobei zu beachten ist, daß in den alten Schreibweisen das Wort für Sitte - Situ - noch männlich ist, und es dann eigentlich „der Sitt“ heißen müsste. Auch die alten Römer bezeichneten ihre urspüngliche Religion einfach nur als mos maiorum - die Sitte der Vorfahren.

Unsere Firne Sitte ist eine natürlich gewachsene Religion, die es seit Menschengedenken gibt. Sie ist das lebendige abendländische ursprüngliche Brauchtum, der unter den Leuten verbreitete Volksglaube und die daraus resultierende Volksreligion. Sie ist jedoch keine Erlösung verheißende Universalreligion, die alle Menschen der Welt kontollieren will. Vielfach wird sie mit den alten wikingerzeitlichen Bräuchen vermengt, die an und für sich genommen, dieselbe Religion waren, jedoch nun einmal zur Zeit der Wikinger bestanden. Von Manchen wird sie darum, hierzulande vielleicht etwas unpassend, auch mit dem neu geprägten isländischen Begriff Ásatrú bezeichnet. Bedauerlicherweise wird sie leider auch oft mit Esotherik und Rassenmystik vermischt.

Aber was ist nun unsere Sitte? Es handelt sich um eine Weltsicht, oder vielmehr um eine Religion, welche unter einigen Menschen hierzulande lebendig ist, etwas was üblicherweise ausgeklammert und von Außenstehenden zum Teil als Aberglaube abgetan wird. Es ist jedoch eine vollständige Religion mit einer umfassenden geistlichen und philosophischen Tradition. Unsere Sitte ist Lebensgewohnheit und Kultur. Die Sitte kommt in Traditionen, Festen, Lebensformen und in Wertvorstellungen zum Ausdruck.

Im Prinzip wird die Welt durch zwei wesensverschiedene Urkräfte geprägt, durch erbauliche, konstruktive und harmonisierende Kräfte, und durch zerstörerische, unbalancierte, chaotische Kräfte. Die ausgewogenen, konstruktiven Kräfte finden sich im Wirken der Ansen, die auch als Mächte, Räte oder Götter bezeichnet werden, wieder. Oder anders ausgedrückt werden diese Kräfte durch sie versinnbildlicht. Die dysharmonischen, chaotisch-zerstörerischen Kräfte sind in ihrem Charakter riesig und werden dementsprechend durch die Riesen, Enzen oder Dürsen manifest beziehungsweise werden sie durch diese symbolisiert. Das Wesen der Firnen Sitte besteht im Grunde nun darin, diese Zwieteilung zu erkennen und sich für die Seite der ausgewogenen, konstruktiven Kräfte, für die Seite der Ansen zu entscheiden.
Der beste Weg dies zu tun, ist wohl im Reinen mit sich selbst und im Einklang mit der Natur maßvoll zu leben und diese Lebenseinstellung mit gegenseitigen Respekt und einem Sinn für die gegebene Ordnung von Natur und Gesellschaft zu verbinden. Doch die eigene Mäßigung sollte nicht außer Acht gelassen werden. Ohne einen gewissen Mäßigungsgrad können wir alle nicht zusammen leben. Ein maßloser Mensch, ist ein völlig verrückter Mensch.
Die Wohnstätten der Menschen, die Erde, das Sonnensystem und auch die Ansen und Riesen sind alle aus dem Material, das bereits existiert. Insofern können wir die Kräfte der Natur als die Götter und Riesen selbst ansehen. Und dies ist das, was die Menschen in der Antike zu einem großen Teil auch getan haben.
Aus der modernen Chaostheorie wissen wir jedoch auch, daß die komplexesten Strukturen und der größte Informationsaustausch an der Grenze zwischen Ordnung und Chaos bestehen. Dazu braucht es, bildlich gesprochen, eine Macht - einen Jemand, der in beiden Welten, in Chaos und Ordnung, zuhause ist, der gleichzeitig Gott und Riese ist. Jemanden der dafür sorgt, daß die Entwicklung voran schreitet...
Wir sind ein Teil des Weltgeschehens, und wir sind mit den Mächten verwandt. Unser Leben ist ein Teil des Lebens des Ganzen. Unser Überlebenskampf hängt zusammen mit dem Kampf der Mächte für das Leben in der Welt. Seinen Anteil am verworrenem Weltgeschehen zu verstehen - das ist die Sitte. Ein jeder urteilt darüber in seinem eigenen Leben, und unser Glaube hilft uns zu verstehen.

Die Natur ist heilig in der Sitte. Hier gibt es die Wesen, welche die Wirklichkeit ausmachen, auf der wir beruhen. Die Sitte besteht darin mit den lebensspendenden Mächten eine Gemeinschaft zu bilden und diese Gemeinschaft mit ihnen und somit das Leben selbst aufrechtzuerhalten. Es gibt eine unendlich große Anzahl von Wesenheiten in der Welt, es gibt so viele, daß wir sie nie ganz verstehen werden. Aber wir wissen um diese Vielfalt und wir haben gelernt mit ihnen zu leben. Es gibt unterschiedliche Wege, diese Wirklichkeit zu erfahren, deshalb ist die Sitte so vielschichtig. Aber es ist dieselbe Welt und dieselbe Kultur, deshalb ist es derselbe Glaube.

Wir glauben an das Schicksal, daß alles so geordnet ist, um auf spezielle Weise zu geschehen, daß es eine harmonische Ordnung im Geschehen gibt. Aber das heißt nicht, daß wir nicht eingreifen können - im Gegenteil. Wir schaffen die Zukunft aus unseren Möglichkeiten heraus. Wir sind unser Wille, unser Sinn und Streben. Dieses Streben ist jedoch Teil des Allschicksals. Das ist die Weltordnung, sowohl für Mensch als auch Gott. Es gibt Wille und Ordnung. Gemeint ist kein chaotisch ungebundener Wille, vielmehr eine Ordnung von vielen freien einzelnen Willen.

Leben bedeutet sich zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Wir sollten uns um unsere Nahen und Lieben kümmern! Dies tun wir von uns aus und wir wissen, daß dies recht ist. Wir leben und das Leben ist eine Gabe, die wir bekommen haben. Das Leben geht auch ohne uns weiter, aber wir sollten Verantwortung für all diejenigen übernehmen die wir lieben, für unsere Nachkommen und für die, an die wir einst unsere Weisheit weitergeben haben. Das ist die Bedeutung des Lebens. Der Lebenslauf wird auf diese Weise heilig, das Leben in all seine Abschnitten ist hehr.

Wenn ein Kind geboren wird, dann ist dies ein großes Ereignis. Das Kind bekommt einen Namen, es wächst heran und lernt die Welt kennen. So wird man erwachsen und reif und die Kindheit zu einem wichtigen und schwierigen Abschnitt des Lebens. Dann heiratet man und gründet eine Familie, und man bekommt schließlich seine eigenen Kinder, was eine gewichtige Verantwortung für die Sippe darstellt. Man wird älter und erfüllt seine Aufgaben für seine Sippe. Im Alter gibt man seine Lebensweisheiten weiter. Letztendlich verstirbt man und gelangt zu den Räten, die über die Sippe wachen.

Im Laufe des Lebens feiern wir die Abschnitte, die wir durchschritten haben. Teils aus Freude, jedoch auch, damit uns klar wird, daß wir sie erreicht haben. Denn diese Abschnitte sind immer auch Prüfungen. Deshalb hat jeder Lebensabschnitt seine Bräuche. Der Zweck des Lebens ist, die schweren Bürden zu tragen, damit die Sippe weitergeführt wird, und daß man sich um die Anderen kümmert. Daher sind die Lebensbräuche besonders wichtig. Bei einem Brautlauf dreht es sich nicht nur um das Brautpaar. Er hat auch eine Bedeutung für alle anderen. Deshalb sind unsere Brautläufe prachtvolle Feste und wichtige religiöse Ereignisse. Ein Kind das geboren wird, ist das Kind der ganzen Sippe. Bei der Kniesetzung darf das Kind auf allen Knien der Sippe sitzen. Auch der Tod eines Einzelnen ist bedeutsam für das Leben aller. Der Verstorbene geht in der verschiedenen, der verhehlten Seite der Sippe, in der Gemeinschaft der Räte, auf. Deshalb sind Bestattungen bedeutsame und wichtige Ereignisse.

Die Tradition selbst trägt eine Ethik in sich. Eine Lehre was recht und was falsch ist. Es ist wichtig, wie man sich benimmt, was man tut und daß man Verantwortung übernimmt. Man hat denjenigen Wert als Mensch um den man sich verdient gemacht hat. Wer sich an anderen vergreift, der verbraucht seinen Wert. Ein Mensch ist keine vereinzelte Insel. Nein, man versteht Menschen in ihrer Beziehung zu den anderen Menschen um sie herum.

Sippe und Familie sind etwas sehr bedeutsames in der Firnen Sitte. Für uns ist die Familie etwas, das sich weiter zurück erstreckt als nur zwei Generationen, wie es für sehr viele andere erscheinen mag. Es ist wichtig für uns, was in der Sippe geschieht: Erfolge und Verluste, Geburt, Heirat und Begräbnisse. Es ist unsere Schuldigkeit, unseren Verwandten zu helfen, nicht weil wir sie vielleicht besonders mögen, sondern weil man eben verwandt ist. Man ist stets gezwungen, die Sippe im Auge zu behalten, da man die Zugehörigkeit von Jemandem zu seiner Sippe nie wirklich beenden kann. So wird sich die Beziehung zur Sippe immerwährend von anderen Beziehungen unterscheiden.

Wir sind ein Teil des Umfeldes in dem wir leben. Deshalb kennt unsere Sitte eine Menge Bräuche wie man sich benimmt, wie man anderen begegnet und wie man mit anderen zusammenarbeitet. Es gibt in unserer Tradition Formen des Zusammenarbeitens, genauso wie es Prinzipien für die Selbständigkeit des Einzelnen, der einzelnen Familien und der einzelnen Sippen gibt. Ein jeder ist sich sein eigener Herr, oder wie das Sprichwort sagt seines Glückes eigener Schmied. Aber dies muß mit Achtung und Rücksicht geschehen.
Viele Bräuche und Gepflogenheiten entstehen beim Zusammentreffen mit anderen. Man kann sie auch ungeschriebene Gesetze nennen. Man benimmt sich, und hört darauf was andere zu sagen haben. Man nimmt bereitwillig Gäste auf, und wenn jemand spontan zu Besuch kommt, so sollte man etwas anbieten. Man sollte die Bewirtung jedoch ablehnen, wenn der Gastgeber sie nur anbietet um selber eingeladen zu werden. Kommt jemand vorbei, so soll man ihn beherbergen, doch höchstens für drei Nächte. All dies sind ungeschriebene Gesetze, welche uns darin anleiten, wie wir uns benehmen sollen. Wenn wir uns daran halten, so wird die Welt ein besserer Ort zum Leben. Wer gegen diese Gepflogenheiten verstösst, der zerstört damit sein Umfeld.

Wir Menschen sind nicht wichtiger als irgend ein anderes Wesen. Aber wir sind Menschen und das ist etwas was wir voll und ganz sein sollen. Wir haben unsere Rolle in der Natur, unseren Platz an der Seite anderer Tiere und Gewächse. Auf dieselbe Weise sind wir Männer und Frauen, keiner besser als der andere, aber wir können dies zu höherem oder geringerem Grade annehmen. Wir sind der Mensch, der wir sind, niemand ist besser als jemand anderes, aber wir sind einmalig, und wir sollen derjenige sein, der wir wirklich sind. Wir sind durch unser Erbe geformt, durch unser Aufwachsen, ja, aber wir sind auch ein einmaliges unvorhergesagtes Wesen. Wir haben einen Sinn und wir haben ein Schicksal erhalten. Das macht uns einmalig.

Die Sitte und die Tradition besteht in einen Zusammenhang, einem Zusammenhang, der Generationen übergreift. Das Leben erhält seine Bedeutung dadurch, daß es Väter und Mütter vor uns gab und daß Kinder und Enkel nach uns kommen werden. Wir tragen einen Teil dieser Verwandtschaft in unserem Innern. Dieser Verwandschaftsgeist, dieses Sippenheil wird Hamingja genannt. Sie lebt durch uns, und wenn wir sterben, lebt sie in den Kindern der Sippe weiter. Wir sind alle ein Teil im Lauf der Zeit.

Die Sitte lebt durch Überlieferung weiter. Also dadurch, daß wir von den Älteren lernen. Dies macht die Sitte zu etwas, was durch die, die sie leben weitergetragen wird, und das nicht etwas ist, das allen gehört, die einen spezifischen Ursprung haben sollen. Die Sitte ist eine lebendige Tradition, die es gibt, weil sie am Leben ist.

Wir suchen Wissen und Verständnis über unsere Umwelt, über das, was recht und was falsch ist, und wie wir unser Leben meistern sollen. Hierfür gewährt uns die Firne Sitte einen großen Weisheitsschatz, von dem wir zehren können. Sie ist das Wissen vom Leben.

Die Firne Sitte lebt hauptsächlich durch Tradition. Unsere Religion ist weder in einem Buch noch in einer geschriebener Liturgie festgesetzt. Sie entfaltet ihre Gestalt in Traditionen. Wobei jedoch auch die Schrift und das Verfassen von Büchern ein bedeutsamer Teil unserer Kultur sind. Aus dem inneren Bedürfnis Gedanken festzuhalten sind aus Sinnbildern, die über Abstraktion zu Runen-Buchstaben wurden die ersten Schriften entstanden. Die Kunst Buchstaben mit Rötel zu färben ist die ursprügliche Bedeutung des Wortes Zaubern. Das ist unser Erbe, und das ist wichtig.

Jetzt kann man denken, daß Weihnachten und Mittsommer nichts seltsames seien, und das sind sie auch nicht. Einige wundern sich vielleicht, warum wir Weihnachten feiern ähnlich den Christen. Dies ist eine kleine Begriffsverwirrung, denn Weihnachten ist ursprünglich ein heidnischer Name für ein heidnisches Fest. Es fällt zeitlich mit der Christmesse zusammen. Später hat man sich im hochdeutschen Sprachraum aus irgendeinem Grund dazu entschieden, den heidnischen Namen zu entlehnen, und darüber hinaus auch einen Teil der heidnischen Riten. Viele feiern also ein zu weiten Teilen heidnisches Weihnachten. Es gibt also Viele, die teilweise an unserer Tradition festhalten, ohne deren Zusammenhang zu verstehen. Aber man muß den Unterschied kennen. Die rekonstruierten Sitten, welche unter anderem die Nationalromantik aus den heidnischen Traditionen geschaffen hat, sind etwas anderes.

Unsere Feste sind selbstverständlich etwas religiös Bedeutsames. Wir legen einen großen Wert auf Traditionen, gerade weil es die von uns aufrecht zu erhaltenden Traditionen sind.
Weihnachten, das Julfest zur Wintersonnenwende, ist eines unserer wichtigsten Feste. Wir zünden Kerzen an, damit die Mächte des Lichtes über die Riesen der Dunkelheit siegen. Wir feiern die Wende des Jahresrades und den Zug der Wilden Jagd in der Nacht der Hullefrauen.
Zu Hochneujahr trinken wir das Stärkebier auf eine gute Ernte und Frieden und auf den Beginn des neunen Jahres.
Beim Winteraustreiben unterstützen wir Frau Sunna und die lebensspendenden Mächte und treiben mit ihnen Herrn Winter aus dem Ort.
Im Frühjahr erfreuen wir uns des Sieges über die winterlichen Reifdürsen. Am ersten Sommertag geht mit dem Erscheinen der Ostergöttin, die in den alten Liedern als Frija bezeichnet wird, der Winter zuende und der Frühling spendet neues Leben.
Mittsommer ist ein Freudenfest zum Höhepunkt allen Lebens. Hierzu errichten wir einen Baum, eine Mittsommerstange, als Sinnbild des Lebensgipfels.
Im Herbst begehen wir ein Erntefest. Wir danken den Mächten des Landes für die Reichtümer, die wir im Laufe des Jahres erlangt haben. So hintertlassen wir zum Beispiel eine letzte Garbe für das Ross des Wilden Jägers - Wodan.
All dies sind Gemeinschaftshandlungen, Freudenfeste wo man die Bande zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und Mächten, sowie zwischen den Menschen und der Natur aufrechterhält. Man nennt diese Feste manchmal auch Bluotstar oder Blót.
Die Firne Sitte kommt hier, durch den Brauch im Blót die Mächte anzutreffen zum Ausdruck, aber auch dadurch, daß man Dinge im Einklang mit der Tradition tut: Schlachtfeste, Heuernte, Festessen und vieles mehr. Sie umfasst das ganze Leben. Aber Sie bezieht sich natürlich insbesondere auf die Höhepunkte des Lebens, auf die sogenannten Hohen Zeiten, den Festen des Lebens und eigentlich auf alles was der Existenz Bedeutung gibt.

Die Schicksalergebenheit bewirkt, daß man ein grundlegendes Verständnis dafür erlangt, warum Dinge geschehen, man begegnet dann schweren und besorglichen Angelegenheiten mit mehr Gelassenheit. Alles hat einen Zweck, nicht notwendigerweise einen guten Zweck, jedoch einen Zweck. Die Dinge hängen zusammen und wie wir gehandelt haben so handelten wir, weil es so gemeint war. Dies entbindet uns nicht von der Verantwortung, man soll selbstverständlich danach streben Gutes zu tun.
Aber wir haben auch eine Verantwortung für das, was wir uns vornehmen oder beabsichtigen zu tun. Unser Sinn ist der Wille. Das ist das, was wir in unserem tiefsten Inneren sind - unser unsterblicher Teil. Unser Streben macht uns zu dem was wir sind. Wenn wir leben und streben wollen, so leben wir für alle Zeit. Ein jeder gestaltet sein Leben und hat Verantwortung für seine Taten. Man respektiert andere und läßt sie ihr Leben leben.

In der Firnen Sitte haben die Begriffe richtig und falsch beziehungsweise Recht und Unrecht eine viel größere Gewichtung, als in gewissen anderen Religionen. Wir müssen zwischen dem Tun unangebrachter Dinge und dem direkten Tun falscher Dinge unterscheiden. Man kann jemandem, der etwas Unrechtes getan hat, nicht verzeihen. Das was unrecht ist, ist etwas, das die Ordnung der Welt erschüttert. Unrecht ist Verbrechen, nicht notwendigerweise gegen das Gesetz aber gegen das gute Benehmen. Sagt man jemandem unnötigerweise etwas, das ein bisschen traurig macht, so tut man etwas unnötiges, aber das ist nicht unrecht. Man kann ziemlich viel tun was unangebracht ist, aber das braucht nicht unrecht zu sein. Deshalb können die meisten sagen, daß sie nichts unrechtes getan hätten. Das bedeutet nicht notwendigerweise daß man recht gehandelt hat.
Untaten müssen nämlich gesühnt werden. Wenn die Waage auf der einen Seite überwiegt, so muß etwas in die andere Waagschale gelegt werden. Daran können wir als Menschen nicht viel ändern. Das Gleichgewicht muß aufrechterhalten werden, und es wird aufrechterhalten bleiben. Also versuchen wir, dieses Gleichgewicht zu halten und Missetaten zu verhindern, so daß das Gleichgewicht nicht gestört wird. Darum gilt es als eine Tugend sich für die Normen, deren Einhaltung erstrebenswert ist, einzusetzen.
Ein jeder hat seine Mängel und niemand hat eine untadelige Ehre. Man hat stets Raum ein tugendhafterer und damit ein besserer Mensch zu werden. Warum soll man denn tugendhaft sein, warum soll man Rechtes tun? Was gewinnt man damit? Nun, indem man Rechtes tut und tugendhaft ist, bringt man das Gute zustande, und das ist doch freilich der Belohnung genug.

Es liegt an uns, wie wir der Firnen Sitte neue Form verleihen können. Deren Tradition hatte früher keine Identität, aber im Lichte einer fremden Sicht des Geistlichen, des Neugeistlichen, erscheint sie in einem anderen Antlitz. Für uns war es befremdend, seinen eigenen Glauben zu suchen oder einen Glauben zu finden, der zu einem passte. Wir hatten ja bereits einen Glauben und wir wuchsen mit einer Sammlung von Werten und Vorstellungen auf, die für uns ausreichten.
Heute nennen wir unsere Sitte eine Religion. Sie unterscheidet sich im Inhalt radikal von der Religion, die es vor tausend Jahren gab, weil sie sich verändert hat, so wie sich alle Traditionen verändern. Religion war ein Wort synonym zur Religion der Bibel. Diese Definition hat sich im vergangenen halben Jahrhundert verändert, aber genau diese Begriffsverschiebung ist wichtig für das Verständnis. Das was man damals Brauchtum oder in Teilen auch Aberglaube nannte war Religion, gemäß dieser neuen Auffassung unserer Zeit, jedoch nicht nach der damaligen Religionsdefinition.

Es ergibt sich nicht von selbst für Heiden oder Freigeister, starke Glaubensgruppierungen zu bilden, oder sich in homogenen Gesellschaften zusammenzuschliessen. Das unterscheidet das Heidentum sowohl von der Neugeistlichkeit als auch von der Freikirchlerei. Man hat eine pragmatische Haltung zu seinem Glauben und will mehr auf sachlicher Basis als auf gefühlsmäßiger Ebene zusammenarbeiten. Aber es gibt ein Bedürfnis nach einem gemeinsamen, öffentlichen Brauchtum und man will, daß dies eine offene Angelegenheit ist, ein natürlicher Teil einer normalen Gesellschaft. Es gibt gemeinsame Bedürfnisse und Funktionen, die wahrgenommen werden müssen, aber nur dann realisierbar sind, wenn man eine öffentliche Religion organisiert. Deshalb hat sich die Sitte heute eine zeitgemäße demokratische Organisationstruktur gegeben. Die Verbände sind in sogenannten Herden, eine Art von Regionalgemeinden aufgegliedert. Wobei ein Herd gemäß des Zitates von Rikarda Huch: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“, ein Ort ist, an dem das Feuer der Firnen Sitte geschürt wird. Es handelt sich also um eine Graswurzelbewegung.
Unsere religiösen Begriffe, unsere Feste und unsere Bräuche sind so wie wir sie überliefert bekommen haben, ein Teil unseres Traditionserbes. Wenn unsere Sitte in gewissen Teilen neue Ausdrucksformen finden muß, die in dieser modernen Gesellschaft funktionieren sollen, so geschieht dies im Rahmen der Gruppe. Diese Formen werden in einem Prozess entwickelt, wo wir unsere Bräuche auf natürliche Weise ausüben. Unsere Tradition ist umfassend und in ihr gibt es das, was wir benötigen.

Inspirationsquellen:

  • Infotext der Samfälligheten för Nordisk Sed von K. Ögren und E. Lindahl
  • Interview mit Jörmundur Ingi Hansen (1992)
  • Die Autobiographie Sveinbjörn Beinteinssons (und Berglind Gunnarsdóttirs) Allsherjargoðinn. Hörpuútgáfan, 1992
  • Gro Steinsland, Norrøn religion - Myter, riter, samfunn, Pax Forlag A/S Oslo, Norwegen (2005), ISBN: 82-530-2607-2
  • Alte Sitte Schweiz
  • mos maiorum (deutsche Wikipedia)
  • mos maiorum (englische Wikipedia)


Korrespondenz an: arrax_sutari ( a ) web.de


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